Die Pfaffenhofener Stadtverwaltung erklärt, warum der Neubau mit Sauna und Parkhaus zwar 26 Millionen Euro kostet, der Rahmen von 15 Millionen Euro aber "effektiv" eingehalten wird.
Von Tobias Zell
Der fast einhellige Beschluss des Stadtrats, ein Hallenbad mit Sauna für alles in allem rund 26 Millionen Euro zu bauen, hat Irritationen ausgelöst. Das erklärt nicht irgendwer, die Stadtverwaltung selbst räumt das ein. Sie verweist auch darauf, dass beim Bürgerentscheid von maximal 15 Millionen die Rede war. GfG-Stadtrat Manfred "Mensch" Mayer hatte deshalb von einem "Luxus"-Projekt gesprochen und kritisiert, das Gremium habe seine eigenen Vorgaben nicht eingehalten. Aus dem Rathaus heißt es jetzt: Zwar steigen die Baukosten für das Freizeitbad mitsamt Sauna auf 20,5 Millionen Euro; die Erweiterung halte "effektiv aber den 2016 vorgegebenen Kostenrahmen ein". Um das zu verstehen, muss man die ganze Geschichte betrachten und ein bisschen rechnen.
Zunächst einmal war lediglich klar, dass in der Kreisstadt endlich das lang ersehnte neue Hallenbad realisiert werden soll. Rund 20 000 Pfaffenhofener waren dann im Oktober vergangenen Jahres dazu aufgerufen, im Rahmen eines vom Stadtrat initiierten Bürgerentscheids darüber zu befinden, wie luxuriös der Neubau ausfallen soll. Und sie hatten klar entschieden: Gut 63 Prozent der abgegebenen Stimmen dokumentierten, dass nicht bloß eine nüchterne Schwimmhalle gebaut wird, sondern ein kleines Familienbad mit Freizeit-Elementen. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,6 Prozent. Die Frage, die es zu beantworten galt, lautete: "Sind Sie dafür, dass die Stadt Pfaffenhofen im Schulzentrum anstelle eines öffentlich nutzbaren Schul-Hallenbads für rund acht Millionen Euro ein kleines Familienbad mit Investitionskosten bis maximal 15 Millionen Euro errichtet?"
Auch zur konkreten Ausstattung des Familienbads waren dann – im Februar dieses Jahres – die Bürger befragt worden. Sie bekamen Fragebögen per Post zugeschickt, auf denen sie ihre Kreuzchen machen konnten. Wer seine Antworten lieber online geben mochte, konnte auch das tun. Zur "Abstimmung" standen Erlebnis-Elemente wie Massage-Düsen, Nackenduschen, eine Rutsche oder Wasserspielgeräte. Angekreuzt werden konnte auch ein Ganzjahres-Außenbecken. Wünschen durfte man sich ferner Saunen im Außen- und Innenbereich, ein Dampfbad sowie Ruhe- und Aufenthaltsbereiche. Außerdem wurden die Bürger nach ihrer Meinung zu einer möglichen Gastronomie gefragt. Bei der Umfrage musste man sich nicht zwischen verschiedenen Ausstattungs-Merkmalen entscheiden, sondern konnte jedes einzelne Element als wichtig, unwichtig oder "egal" einstufen.
Alle Pfaffenhofener – egal, welchen Alters – durften an der Befragung teilnehmen; Eltern konnten zusätzliche Fragebögen für ihre Kinder ausfüllen. Letztlich beteiligten sich 3962 Personen an der Befragung – 1824 füllten den Zettel aus, 2138 taten ihre Meinung via Internet kund. 46 Stimmen erwiesen sich als ungültig – zum Beispiel weil jemand doppelt mitgemacht hatte. So blieben unterm Strich 3916 gültige Meinungsäußerungen. Eines der Ergebnisse: Wichtig fanden 42 Prozent, dass das neue Hallenbad Saunen im Innen- und Außenbereich mit Aufenthaltsbereichen bekommt. 35 Prozent hielten das für unwichtig, fast 23 Prozent war das egal.
Ende Juli war das geplante Hallenbad dann erneut Thema im Stadtrat. Laut dem nun präsentierten Raum- und Funktionsprogramm waren nun anderem ein für Wettkämpfe geeignetes 25-Meter-Sportbecken mit fünf Bahnen und Ein-Meter-Sprungbrett, ein kombiniertes Lehrschwimm- und Freizeitbecken sowie ein Eltern-Kind-Bereich mit Kleinkind-Becken und kindgerechten Attraktionen vorgesehen. Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung in dieser Sitzung, die Möglichkeit der Erweiterung um eine Sauna-Anlage – sowie die Errichtung eines Parkdecks – zu untersuchen.
Die Variante mit Sauna wurde in der Dezember-Sitzung dann nahezu einstimmig beschlossen. Dagegen votierten lediglich GfG-Stadtrat Mayer sowie der Dritte Bürgermeister Roland Dörfer (Grüne). Mayer hat seine Haltung inzwischen – wie berichtet – auch per Pressemitteilung ausführlich erläutert: Ein solches "Luxus-Hallenbad" sei erst legitim, "wenn in der Stadt die wichtigeren Aufgaben der Grundversorgung vollumfänglich erfüllt sind". Davon könne aber keine Rede sein. Seiner Meinung nach müssten Investitionen in Integrationsarbeit sowie für Sofortmaßnahmen im sozialen Wohnungsbau Vorrang haben. Dörfler, der Finanz-Referent des Stadtrats, war vor allem aus Kosten-Grünen gegen die Sauna.
Laut Präsentation und Beschluss in dieser Sitzung erhält das neue Hallenbad also folgende Elemente:
- Sportbecken: 25 auf 12,50 Meter (Wassertiefe: 1,80 Meter)
- Kombiniertes Lehrschwimm- und Freizeitbecken (Wasserfläche 180 Quadratmeter) mit integrierter Breitrutsche
- Elternbereich mit Kleinkind-Becken (40 Quadratmeter)
- Ganzjahres-Außenbecken (100 Quadratmeter)
- Ein-Meter-Sprungbrett im 25-Meter-Becken (Wassertiefe im Sprungbereich: 3,40 Meter)
- Erweiterte Nebenräume
Hinzu kommt die Sauna mit folgenden Aspekten:
- Separater Zugang
- Eigene Umkleide und Duschen
- Schwitzangebot innen: Zwei Trockensaunen (Niedertemperatur und Hochtemperatur); Dampfbad
- Außensauna mit gestaltetem Saunagarten
- Ausreichende Ruhekapazitäten (pro Gast eine Liege)
- Hohe Aufenthaltsqualität
- Gastronomie-Angebot
Außerdem wurden in der Sitzung nackte Zahlen präsentiert: Die Kosten für das Herrichten und die Erschließung des Geländes am Gerolsbach wurden auf knapp 1,8 Millionen Euro beziffert. Der Neubau des Sport- und Familienbads selbst kostet zirka 20,5 Millionen Euro. Die Errichtung eines Parkdecks beziehungsweise Parkhauses dürfte mit zirka 3,8 Millionen Euro zu Buche schlagen. Das ergab also Gesamt-Ausgaben von 26,1 Millionen Euro. Von diesem Betrag können wiederum – so hieß es weiter – die teilweise Rückerstattung der Mehrwertsteuer (rund 3,2 Millionen Euro), der Staatszuschuss (rund 1,0 Millionen Euro) und eine mutmaßliche Beteiligung des Landkreises (rund 5,3 Millionen Euro) abgezogen werden, sodass die Stadt um die 16,8 Millionen aus eigenen Mitteln tragen müsste.
So weit, so bekannt. Jedenfalls wurde dann die besagte Kritik vom angeblichen "Luxus"-Hallenbad laut. Im Rathaus räumt man ein, dass der Stadtrats-Beschluss "für Irritationen gesorgt hat". Deshalb meldete sich die Stadtverwaltung heute per Pressemitteilung zu Wort und erklärte: "Zwar steigen die Baukosten für das Freizeitbad mit einer Sauna-Anlage auf 20 Millionen Euro; die jetzt beschlossene Erweiterung hält effektiv aber den 2016 vorgegebenen Kostenrahmen ein." Wieso man diese Auffassung vertritt, wird auch ausführlich dargelegt.
"Die Gesamt-Projektkosten von 26 Millionen enthalten Kosten, die nicht zum eigentlichen Bad-Neubau gehören, außerdem sind zusätzliche Einnahmen und Erstattungen zu erwarten", heißt es dazu. Zum einen sei statt der ursprünglich angenommenen Zweifach-Übungsstätte die Anerkennung einer Dreifach-Übungsstätte erreicht worden. Erfreulich sei, dass sich dadurch Förderungen beziehungsweise Zuschüsse erhöhen. "Insgesamt bedeutet dies knapp 2,5 Millionen zusätzlich." In den Annahmen aus dem vergangenen Jahr sei außerdem nur eine teilweise Rückerstattung der Vorsteuer angesetzt worden; tatsächlich sei die Vorsteuer aber in größerem Umfang erstattbar – dies ergibt nach Angaben der Stadtverwaltung einen Einnahme-Betrag von zusätzlichen vier Millionen Euro.
In den genannten Gesamt-Projektkosten von 26 Millionen Euro enthalten seien außerdem knapp 1,8 Millionen Euro, die in jedem Fall für den Abriss der Gerhardinger Schule und das anschließende Herrichten des Grundstückes entstehen würden – "unabhängig von der Art der Nutzung", wie betont wird. Außerdem seien nun die Kosten eines Parkhauses – rund 3,8 Millionen Euro – eingerechnet, das die Stellplatz-Situation für Dreifachhalle, Bad, Veranstaltungshalle der Mittelschule und das gesamte Schulzentrum verbessern werde.
Wir fassen also zusammen: Laut Stadtverwaltung betragen die reinen Baukosten für das Hallenbad mit Sauna rund 20,5 Millionen Euro, wovon durch Förderung, Landkreis-Anteil und Steuer-Erstattung zehn Millionen wieder zurückfließen. Hinzu kommen Ausgaben in Höhe von 1,8 Millionen Euro für das Herrichten und die Erschließung des Geländes sowie von rund 3,8 Millionen Euro für ein Parkhaus oder Parkdeck. Die unten stehende Grafik, die heute von der Stadtverwaltung veröffentlicht wurde, veranschaulicht diese Zahlen noch einmal. Die Frage, an der sich möglicherweise die Geister Scheiden könnten, ist nun im wahrsten Sinne des Wortes: Muss man bei den Kosten mit allem rechnen? Oder zählt man die Ausgaben für Erschließung und Parkdeck-Bau eben nicht dazu?
"Ein ausdrückliches Ziel des Stadtrats war eine Begrenzung der Neuverschuldung durch die großen Investitions-Maßnahmen auf maximal 20 Millionen Euro", so die Stadtverwaltung weiter. Die aktuelle positive Entwicklung der Gewerbesteuer-Situation übertreffe indes die vorsichtigen Annahmen aus dem vergangenen Jahr "erheblich". Und diese "deutlich bessere" Finanzlage lasse eine zusätzliche Investition für eine Sauna, die in der Bürgerbefragung von der Bevölkerung ähnlich wie Rutsche und Spielgeräte befürwortet worden seien, "ohne Auswirkungen auf diese Schulden-Obergrenze zu".
Ferner wird darauf verwiesen, dass "betriebswirtschaftliche Expertise der Fachleute" ergeben hätten, "dass sich durch einen erfolgreichen Sauna-Betrieb im Ergebnis die Gesamt-Betriebskosten des Bads positiv beeinflussen lassen". Die Rede war in der Stadtrat-Sitzung von einem jährlichen Defizit in einer Größenordnung von rund 600 000 Euro ohne Sauna sowie von rund 500 000 Euro mit Sauna-Anlage.
Diese Übersicht veröffentlichte die Stadtverwaltung heute. In der Ausgangslage (2016) war man noch von einer Zweifach-Übungsstätte ausgegangen. Die Variante "Solo" bezeichnet das Sport-Familien-Bad als Dreifach-Übungsstätte ohne Sauna-Anlage, die Variante "Integral" mit Sauna-Anlage.
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