Was den neuen Jetzendorfer Rathaus-Chef umtreibt und wie er mit der CSU anbandelt

Details: So, 17.11.2024 15:04 Uhr

Als "Parteiunabhängiger" gewählt, will Tobias Endres bei der nächsten Kreistags-Wahl im Jahr 2026 für die Christsozialen antreten. Schule, Krippe und Finanzen sind derzeit die großen Themen in seiner Gemeinde.

(ty) Vier Monate Doppel-Belastung liegen hinter Tobias Endres. Von Anfang April bis Ende Juli seiner Tätigkeit als Finanz-Controller eines Breitband-Versorgungs-Unternehmens nachzukommen und zugleich die Amtsgeschäfte im Rathaus seiner Heimatgemeinde Jetzendorf zu führen, war für den dreifachen Familienvater sehr herausfordernd. Doch mittlerweile bewegt sich der 38-Jährige in etwas ruhigeren Fahrwassern. Die Betonung liegt auf "etwas". Zwar kann er sich mittlerweile voll auf die neue Aufgabe als Bürgermeister der rund 3200 Einwohner zählenden Gemeinde konzentrieren, doch wird diese angesichts einer bundesweit schwächelnden Wirtschaft zunehmend schwieriger. Denn der finanzielle Spielraum wird enger. Endres ist dennoch absolut überzeugt davon, mit seinem Wechsel die richtige Entscheidung getroffen zu haben, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung betont. Der Job mache ihm "großen Spaß".

Am 9. Juni war Endres, wie berichtet, überraschend klar gleich im ersten Wahlgang zum neuen Bürgermeister der südlichsten Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen gewählt worden. Trotz dreier Gegenkandidaten kam er als Bewerber der "Parteiunabhängigen" (PU) aus dem Stand auf 74 Prozent der Stimmen. Seine Konkurrenten hatten nicht den Hauch einer Chance. Emily Rumpf von den Grünen und der parteilose Bewerber Bastian Hepperle landeten mit jeweils 10,2 Prozent als Nächstplatzierte weit hinter ihm. Angesichts von nur 5,7 Prozent musste sich Florian Bachmeier, der für die CSU ins Rennen gegangen war, mit Rang vier begnügen.

Erst kommissarisch, dann offiziell

Dass die Jetzendorfer entgegen dem normalen Turnus einen Bürgermeister wählen mussten, hatte diesen Grund: Der bisherige Amtsinhaber Manfred Betzin hatte freiwillig seinen Posten geräumt. Wie mehrfach berichtet, hatte der 50-Jährige, der früher der CSU angehörte und seit seinem Austritt parteilos ist, den Gemeinderat darum gebeten, ihn aus gesundheitlichen Gründen zum 31. März dieses Jahres vorzeitig aus dem Amt zu entlassen. Dieser Bitte hatte das Gremium letztlich auch entsprochen. Seit Anfang April führte deshalb Tobias Endres, der erst kurze Zeit zuvor zum Zweiten Bürgermeister gekürt worden war, kommissarisch die Amtsgeschäfte im Rathaus – und nach seiner Wahl im Juni übernahm er mit offiziellem Mandat.

Große Versprechen über die vielen Pflicht-Aufgaben hinaus könne er guten Gewissens nicht machen, hatte der 38-Jährige im Vorfeld der Wahl immer wieder betont. Dazu sei der Finanz-Rahmen zu klein. Angesichts der gegenwärtigen Rezession lag er damit gewiss nicht falsch. Genau diesen Eindruck nahm Endres erst kürzlich von einem Treffen der Bürgermeister im Landkreis Pfaffenhofen mit nach Hause. Was die im bayerischen Gemeindetag organisierten Rathaus-Chefs bei ihrer dreitägigen Zusammenkunft in Regensburg zu hören bekamen, klang wenig erfreulich. "Gewisse Standards werden wir nicht mehr halten können", fasst Endres zusammen.

Große Investitionen

Wegen immer neuer Aufgaben wachse der Druck auf die Gemeinden enorm. Ihnen komme nun die schwierige Aufgabe zu, genehmigungsfähige Haushalte aufzustellen und gleichzeitig die Bürger vor Ort nicht zu sehr zu belasten. Man sei gehalten, die Pro-Kopf-Verschuldung unter 1000 Euro zu halten, erklärt Endres. Gleichzeitig müsse die Gemeinde Jetzendorf eine Mindest-Rücklage von rund 80 000 Euro haben. "Stand heute können wir das ab 2027 nicht mehr halten", so der neue Bürgermeister. Das liege zum einen an den voraussichtlich leicht rückläufigen Gewerbesteuer-Einnahmen. Im Augenblick gehe man von einem Minus von etwa zehn Prozent aus. Gleichzeitig stünden in absehbarer Zeit große Investitionen an.

Seinen ersten Einsatz als Standesbeamter hatte Bürgermeister Tobias Endres bei der Trauung eines befreundeten Paares.

Für den Ausbau der Ganztages-Betreuung soll die örtliche Schule umgebaut werden. Nach Angaben des Rathaus-Chefs soll im nächsten Jahr als Vorarbeit ein Teil-Abriss am bestehenden Gebäude erfolgen. Die reinen Baukosten für den Anbau betragen aktuellen Berechnungen zufolge mindestens drei Millionen Euro. Ob und wie viel staatliche Fördermittel für das Vorhaben herausspringen, sei noch unklar. Zweites geplantes Groß-Projekt ist der Bau einer Kinder-Krippe in Jetzendorf. Zwei Gruppen seien derzeit in Containern am Kindergarten untergebracht, berichtet Endres. Diese Lösung sei allerdings befristet. "Zur Zeit sind wir auf der Suche nach einem Grundstück", sagt er. Die reinen Baukosten für die Kinder-Krippe habe man mit zirka 3,5 Millionen Euro veranschlagt.

Personal-Situation hat sich entspannt

Für den Ausbau der Glasfaser-Versorgung im Ort laufen dem Gemeinde-Oberhaupt zufolge Gespräche mit zwei Anbietern. Noch unausgegoren seien die Pläne für einen Jugend-Treff. Im Rathaus habe sich die personelle Situation mit Neueinstellungen entspannt, berichtet der 38-Jährige. Mit der promovierten Juristin Andrea Giesecke habe man eine neue Geschäfts-Leiterin gefunden, die ihm als Bürgermeister den Rücken freihalten soll. Stefan Schmid, der dieses Amt bislang innehatte, könne sich damit ganz auf seine Aufgaben als Bauamts-Leiter und Vorsitzender der Kommunal-Unternehmen konzentrieren.

Auch was seine Arbeit über die Kommune hinaus betrifft, hat Endres bereits Weichen gestellt. Bei der Wahl des neuen Kreistags im März 2026 werde er voraussichtlich auf der Liste der CSU kandidieren, sagte er gegenüber unserer Redaktion. Bei manchen im Ort dürfte das für gewisse Irritationen sorgen, denn bei der Bürgermeister-Wahl war er ganz bewusst als Freier explizit für die "Parteiunabhängigen" angetreten. Der hiesige Landtags-Abgeordnete und CSU-Kreisvorsitzende Karl Straub habe ihm die Kandidatur angetragen, so Endres. Das Angebot wolle er annehmen, denn zum Wohle der Kommune mache es, wie er sagt, Sinn, sich auf Kreis-Ebene einer starken Partei und damit einem guten Netzwerk anzuschließen.

Vor Ort PU, im Kreis CSU

Eine Mitgliedschaft bei den Christsozialen bedeute das allerdings nicht, betont Endres und fügt hinzu: "Auf kommunaler Ebene stehe ich bei den Parteiunabhängigen im Wort." CSU-Kreischef Straub bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung dieses Ansinnen. Endres könne er sich als kompetenten jungen Bürgermeister künftig auch als Kreisrat der CSU vorstellen, sagt der Landtags-Abgeordnete, der auch Integrations-Beauftragter der bayerischen Staatsregierung ist. Der 38-jährige Endres passe gut zur CSU, weil er deren Werte vertrete, so Straub. Derzeit hat die CSU im Kreistag 19 von 60 Sitzen inne. Sie stellt damit die größte Fraktion – findet sich aber in der Opposition wieder, da Freie Wähler, SPD, Grüne, Bürgerliste und ÖDP eine "bunte" Mehrheits-Koalition gebildet haben, die von Landrat Albert Gürtner (FW) angeführt wird.

Bis zur nächsten Kreistags-Wahl ist es noch eine Weile hin. Viel Zeit für Endres, um sich mit allen wichtigen Aufgaben eines Rathaus-Chefs erstmals vertraut zu machen. Seine Premieren als Standesbeamter bei einer Hochzeit und als Trauer-Redner hatte er bereits. Auch die erste Bürgerversammlung habe er gut hinter sich gebracht, berichtet er von einer ersten größeren Bewährungsprobe. Mit rund 120 Besuchern sei sie völlig glatt verlaufen, ohne große Nachfragen.

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"Näher an den Menschen sein und sie für gemeinsame Sache zusammenbringen"

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