Nach Informationen unserer Zeitung soll im Rahmen der finanziellen Sanierung der hochdefizitären Krankenhaus-GmbH diese Maßnahme in Pfaffenhofen recht schnell umgesetzt werden – Das dürfte jährlich um die 200 000 Euro in die Kasse spülen – Am Montag soll die Entscheidung zur Interims-Geschäftsführung fallen
Von Tobias Zell
Besucher sowie Patienten und deren Angehörige, aber auch Mitarbeiter müssen sich nach Informationen unserer Zeitung darauf einstellen, dass sie bald an der Ilmtalklinik Parkgebühren bezahlen müssen. Was an vielen Krankenhäusern bereits Usus ist, dürfte demnächst auch in Pfaffenhofen Realität werden. Hintergrund sind die nun mit Entschlossenheit angestoßenen umfangreichen Bemühungen, um die Klinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg aus den tiefroten Zahlen zu führen. Dazu könnten Parkgebühren um die 200 000 Euro pro Jahr beitragen.
Wie berichtet, liegt mittlerweile ein 90-seitiges Gutachtens vor, in dem das renommierte Berater-Unternehmen „Ernst & Young“ die wirtschaftliche Situation der beiden Krankenhäuser unter die Lupe genommen hat. Das Ergebnis ist bemerkenswert. Denn demnach lässt sich das Ergebnis der Ilmtalklinik-GmbH aus dem laufenden Geschäftsbetrieb bis zum Jahr 2019 schrittweise um stolze 4,1 Millionen Euro per anno verbessern – und zwar ohne großen Personal-Abbau. Die beiden Kliniken würden dann nur mehr ungefähr eine Million Euro im Jahr Minus machen.
Für das vergangene Jahr steht ja ein Defizit in Höhe von satten 5,1 Millionen Euro zu Buche, das die beiden Gesellschafter – die Landkreise Pfaffenhofen (85 Prozent) und Kelheim (15 Prozent) – entsprechend ihrer Anteile aus Steuergeldern ausgleichen müssen. Insider gehen davon aus, dass es ohne nachhaltige und deutliche Gegenmaßnahmen nicht besser, sondern noch stetig schlechter wird. Für heuer rechnete mancher schon mit einem Defizit um die sechs Millionen Euro. Doch auf Grundlage des Gutachtens soll nun die Kehrtwende eingeleitet werden.
Wie Christian Egle von „Ernst & Young“ kürzlich bei einem Pressetermin ausführte, soll das Potenzial von 4,1 Millionen Euro jeweils etwa zur Hälfte durch die Reduzierung der Kosten und durch die Steigerung der Erlöse realisiert werden. Insgesamt haben die Experten 28 konkrete Maßnahmen im Detail beschrieben, die nun „in Form eines zeitnah startenden Sanierungs-Projekts“ umgesetzt werden sollen, wie es hieß.
Als Beispiele wurden die Verbesserung des OP-Managements, die Verbesserung der Codierung (zur Verringerung der negativen Rückmeldungen von Krankenversicherungen), die Zentralisierung der Sterilisation, die Verbesserung des Controllings, die Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und Änderungen in der Küche genannt.
Parkgebühren sollen offenbar schnell kommen
Ein weiterer Punkt, der nach Informationen unserer Zeitung ausdrücklich in dem Gutachten steht, ist die Erhebung von Parkgebühren am Klinik-Standort Pfaffenhofen. Und zwar für Mitarbeiter, Patienten, Angehörige und Besucher. Dem Vernehmen nach soll diese Maßnahme der Klinik-GmbH künftig jährlich gut 200 000 Euro in die Kasse spülen. Allerdings dürften zunächst auch Investitionen nötig sein; zum Beispiel in Ticket-Automaten oder Ähnliches.
Die Einführung der Parkgebühren steht offenbar recht weit oben auf der Agenda – was wirtschaftlich nachvollziehbar ist, weil sich das einfach und rasch umsetzen lässt. Wie zu erfahren war, sollen vermutlich noch heuer die entsprechenden Abklärungen, Berechnungen und Vorbereitungen in Angriff genommen werden. Außerdem müssen mutmaßlich unterschiedliche Gebühren-Modelle für die verschiedenen Nutzer-Gruppen kalkuliert werden – zum Beispiel ein spezieller Tarif für Mitarbeiter.
Nach Informationen unserer Zeitung ist die Einführung der Parkgebühren an der Pfaffenhofener Klinik wohl spätestens für März oder April anvisiert. Damit würde diese Einnahmequelle bereits im kommenden Jahr einen kleinen Beitrag zur Reduzierung des Millionen-Defizits leisten können. Oder anders gesagt: Man wird es sich schlichtweg – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht leisten können, noch lange auf diese Einnahmequelle zu verzichten.
Kreistage entscheiden am Montag
Eine wichtige politische Entscheidung auf dem Weg zur wirtschaftlichen Sanierung der Ilmtalkliniken steht am Montag parallel in den Landkreisen Pfaffenhofen und Kelheim an. Die beiden Kreistage sollen an diesem Tag in ihren jeweiligen Sitzungen grünes Licht für die Einstellung des Interims-Geschäftsführers geben. Der soll nach den Worten des Pfaffenhofener Landrats Martin Wolf (CSU) in den kommenden zirka neun Monaten die Klinik-GmbH führen.
Außerdem sollen laut Wolf, der zugleich Vorsitzender des Klinik-Aufsichtsrats ist, zwei Experten von „Ernst & Young“ die Interims-Geschäftsführung in den nächsten sechs Monaten unterstützen. Man sei nämlich zu der Erkenntnis gelangt, dass ein einzelner Geschäftsführer es kaum schaffen könne, das Tagesgeschäft abzuwickeln und zudem eine „Kulturwende einzuleiten“, so Wolf.
Während der Interims-Boss mit Unterstützung der Berater-Firma die finanzielle und strukturelle Sanierung der Klinik-GmbH schnell anpacken soll, will man einen neuen Geschäftsführer suchen. Laut Wolf wurde vom Aufsichtsrat die Ausschreibung der Stelle bereits beschlossen. Er geht aber davon aus, dass es ungefähr ein Dreivierteljahr dauern wird, bis der Nachfolger von Marcel John die Stelle antritt.
John, unter dem sich das wirtschaftliche Ergebnis verschlechterte, hatte bekanntlich aus privaten Gründen um die Auflösung seines Vertrags gebeten. Er tritt demnächst in seiner thüringischen Heimat einen vergleichbaren Posten an. Bis sein Nachfolger kommt, soll der Interims-Chef die Geschäfte führen – dessen Engagement kann man laut Wolf bei Bedarf verlängern oder verkürzen. In der gestrigen Sitzung des Klinik-Aufsichtsrats sollen Stimmen laut geworden, die sich dafür stark machen, die Interims-Phase so kurz wie möglich zu halten.
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