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Der Interims-Geschäftsführer steht fest, jetzt kann die wirtschaftliche Sanierung beginnen – auf Basis eines Gutachtens, dessen Inhalt erfreulich und schockierend zugleich ist

Von Tobias Zell 

Jetzt steht auch offiziell fest, wer in den kommenden Monaten interimsmäßig die Geschicke an der hochdefizitären Ilmtalklinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg lenkt und damit den wirtschaftlichen Sanierungskurs federführend (ein)leitet. Die beiden Kreistags-Gremien von Pfaffenhofen und Kelheim haben gestern in ihren jeweils nicht-öffentlichen Sitzungen der Ernennung von Ingo Goldammer als Interims-Geschäftsführer zugestimmt – jeweils einhellig, wie durchgesickert ist. 

Goldammer übernimmt demnach ab 1. August übergangsweise für zirka neun Monate die Leitung der Krankenhaus-GmbH, deren Gesellschafter die Landkreise Pfaffenhofen (85 Prozent) und Kelheim (15 Prozent) sind. Diesen Antritts-Termin teilte heute Klinik-Sprecherin Bianca Frömer mit. Der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU), zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats, hatte kürzlich bei einem Pressetermin ebenfalls bereits erklärt, dass der Interims-Geschäftsführer ungefähr ein Dreivierteljahr im Amt sein werde – das ist etwa der Zeitraum, den man nach Einschätzung von Wolf benötigt, um einen neuen Geschäftsführer zu finden.

Der 37-jährige Goldammer, geschäftsführender Inhaber von „OneBird Consulting“, ist selbstständiger Managementberater im Sozial- und Gesundheitswesen mit über zehn Jahren Erfahrung im Krankenhaus-Management. Die Ilmtalkliniken sind für ihn kein Neuland mehr. Denn Goldammer war bereits maßgeblich an dem Gutachten zur Ilmtalklinik-GmbH beteiligt, mit dessen Erstellung das renommierte Berater-Unternehmen „Ernst & Young“ beauftragt worden war. „Herr Goldammer besitzt vertiefte Kenntnisse der Klinik-Situation, hat im Rahmen des Gutachtens an der Erarbeitung von Lösungen mitgewirkt und ist damit besonders für deren Umsetzung geeignet“, sagt  Wolf. 

Während Goldammer nun also ab August als Übergangs-Geschäftsführer verantwortlich zeichnet, stehen ihm zwei Berater von „Ernst & Young“ noch rund sechs Monate lang zur Seite. Man sei zu der Erkenntnis gelangt, dass ein einzelner Geschäftsführer es kaum schaffen könne, das Tagesgeschäft abzuwickeln und zudem eine „Kulturwende einzuleiten“, sagte Wolf bei einem Pressetermin Anfang des Monats.

Ingo Goldammer wird Interims-Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH.   

Am selben Tag hatte der Aufsichtsrat damals auch die Ausschreibung der Stelle des neuen Geschäftsführers für die Klinik-GmbH beschlossen. Wolf ging davon aus, dass es etwa ein Dreivierteljahr dauern werde, ehe der neue Klinik-Chef seinen Posten antritt. Aus der Pfaffenhofener Kreispolitik sind nach Informationen unserer Zeitung aber Stimmen laut geworden, die möglichst schnell wieder einen regulären Geschäftsführer im Amt sehen würden. Der Vertrag mit Goldammer kann, so hieß es, jedenfalls bei Bedarf verkürzt oder verlängert werden. Der Interims-Chef rechnet angeblich nach Tagessatz ab. 

Doch nun liegt es eben erst einmal an Goldammer und an den Leuten von „Ernst & Young“, die wirtschaftliche Sanierung der Klinik-GmbH anzustoßen und rasch voranzutreiben. Im vergangenen Jahr haben die beiden Krankenhäuser bekanntlich aus dem laufenden Betrieb ein sattes Minus von mehr als fünf Millionen Euro erwirtschaftet – was die Alarmglocken schrillen und die Ilmtakliniken mehr denn je als wirtschaftlichen Pflegefall erscheinen ließ. Hinter vorgehaltener Hand wurde indes bereits kolportiert, dass das erste Halbjahr 2016 auch nicht gerade rosig gelaufen ist. Es scheint höchste Zeit, die wirtschaftliche Wende einzuleiten.

 

Und es gibt begründete Hoffnung: Denn die Experten von „Ernst & Young“ sind in ihrem Gutachten, wie berichtet, zu der Einschätzung gelangt, dass es an der Klinik-GmbH ein beachtliches finanzielles Potenzial zu heben gibt. Ihrer Ansicht nach lässt sich das Ergebnis der Ilmtalklinik-GmbH aus dem laufenden Geschäftsbetrieb nämlich bis zum Jahr 2019 schrittweise um 4,1 Millionen Euro per anno verbessern. Will sagen: Die beiden Kliniken würden dann nur mehr ungefähr eine Million im Jahr Minus machen.

Wie Christian Egle von „Ernst & Young“ kürzlich ausführte, soll dieses Potenzial von 4,1 Millionen Euro jeweils etwa zur Hälfte durch die Reduzierung der Kosten und durch die Steigerung der Erlöse realisiert werden. Insgesamt haben die Experten in ihrem Gutachten 28 konkrete Maßnahmen im Detail beschrieben, die nun „in Form eines zeitnah startenden Sanierungs-Projekts“ umgesetzt werden sollen. 

Das Ergebnis des Gutachtens ist für manche erfreulich und schockierend zugleich: Erfreulich, weil damit eine nicht gerade kleine Chance gesehen wird, nachhaltig aus den tiefroten Zahlen zu kommen und die Krankenhäuser in kommunaler Hand zu halten. Schockierend, weil es die Frage aufwirft, warum anscheinend bisher kein Verantwortlicher so genau hingeschaut beziehungsweise diese Potenziale gehoben hat.

 

Als Beispiele aus dem Maßnahmen-Paket aus der Feder von "Ernst & Young" wurden die Verbesserung des OP-Managements, die Verbesserung der Codierung (zur Verringerung der negativen Rückmeldungen von Krankenversicherungen), die Zentralisierung der Sterilisation, die Verbesserung des Controllings, die Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und Änderungen in der Küche genannt.  

Ein weiterer Punkt, der nach Informationen unserer Zeitung explizit in dem Gutachten steht, ist die Erhebung von Parkgebühren am Klinik-Standort Pfaffenhofen. Und zwar für Mitarbeiter, Patienten, Angehörige und Besucher. Dem Vernehmen nach soll diese Maßnahme künftig jährlich gut 200 000 Euro in die Kasse spülen. Allerdings dürften zunächst Investitionen nötig sein; zum Beispiel in Ticket-Automaten oder Ähnliches. Unpopulär mag die Erhebung von Parkgebühren sein – doch erstens ist das an vielen anderen Kliniken längst Usus und zweitens wird man es sich angesichts der wirtschaftlichen Lage schlicht nicht leisten können, auf diese Einnahmequelle zu verzichten.

Warum ist vieles nicht längst angepackt worden? 

Weitere Maßnahmen, die in dem Gutachten thematisiert werden, werfen indes hinter mehr oder weniger vorgehaltener Hand bereits die Frage auf, warum sie denn in der Vergangenheit nicht längst umgesetzt worden sind. Zum Beispiel unter Ex-Geschäftsführer Marcel John, der mit großen Vorschuss-Lorbeeren von Wien nach Pfaffenhofen gekommen war und hier den Auftrag hatte, die Klinik-GmbH aus den tiefroten Zahlen zu holen sowie fit für die Zukunft zu machen. Unter seiner Regie verschlechterte sich jedoch letztlich das Ergebnis aus dem laufenden Betrieb weiter. John ist inzwischen weg, er hatte bekanntlich aus privaten Gründen um die vorzeitige Auflösung seines Vertrags gebeten und tritt demnächst in seiner thüringischen Heimat eine vergleichbare Stelle an.

Gehörige Potenziale: Küche, Wäsche, Einkauf, Hauswirtschaft 

In Pfaffenhofen gibt es derweil viel zu tun. Zum Beispiel wird dem Vernehmen nach gehöriger Nachholbedarf in Sachen Controlling gesehen. Zudem scheint es immenses Potenzial zur Reduzierung von Kosten im nicht-medizinischen Bereich zu geben. Nach Informationen unserer Zeitung könnten sich die Potenziale aus Optimierungen beim Einkauf, aus Organisations-Veränderungen bei der Hauswirtschaft sowie aus Maßnahmen im Bereich der Küche und bei der Wäsche-Reinigung am Ende auf jährlich um die 650 000 Euro summieren. Addiert man dazu die potenziellen Einnahmen aus den Parkgebühren, könnte sich das Geschäfts-Ergebnis allein durch diese Schritte um 850 000 Euro per anno verbessern.

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