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Tierrechtler von Peta und Linken-Politiker demonstrierten am Hauptplatz gegen den großen Hähnchenmast-Betrieb bei Wolnzach. Auch die Grünen finden, es ist "Zeit für eine neue Haltung", und lehnen solche "Tierfabriken" ab.

(ty) Im Wolnzacher Ortsteil Eschelbach soll eine der größten Hähnchenmast-Anlagen in Bayern entstehen. Das Pfaffenhofener Landratsamt hat bekanntlich – wenngleich mit vielen Auflagen – bereits die Genehmigung für das umstrittene Vorhaben erteilt. Die Tierschützer von „Peta“ demonstrierten heute auf dem Hauptplatz der Kreisstadt gegen Massentierhaltung und Tierleid im Allgemeinen sowie gegen den „Megastall“ beziehungsweise „Hühnerknast“ im Speziellen. 

„Lange war der Ausbau auf 145 000 Tiere im Gespräch; viele Bürger sprachen sich durch eine Petition dagegen aus, der Bund Naturschutz und die Grünen sind ebenfalls gegen den Bau. Mit unserer Demonstration verdeutlichen wir, dass wir mit der Entscheidung nicht einverstanden sind“, hatte Claudia Zaindl vom „Peta Streetteam München“ bereits im Vorfeld der Aktion erklärt. Sie wohne selbst in Pfaffenhofen und deshalb liege es ihr besonders am Herzen, sich öffentlich gegen den Bau auszusprechen. 

Auch die Linken-Bundestags-Abgeordnete Eva Bulling-Schröter (Dritte von links) war aus Ingolstadt gekommen.

„Denn Tiere sind keine Ware“, so Zaindl. „Sie leiden in der Mast unvorstellbare Qualen.“ Außerdem finde sie die Umweltverschmutzung, die üblen Gerüche und die lärmenden Lastwagen, die mit der Mastanlage in Eschelbach einhergehen würden, für die Bewohner des Ortes unzumutbar.“ 

Um ihren Anliegen und Sichtweisen Ausdruck zu verleihen, hatten die Demonstranten nicht nur zahlreiche Schilder und Plakate im Gepäck, sondern auch eine weitere Aufsehen erregende Aktion vorbereitet. Ein Mensch, dem scheinbar die haut abgezogen worden war, lag auf einem Teller, daneben überdimensionale Pommes-Frites. Die Botschaft: Möchten Sie gegessen werden? Tiere auch nicht. 

Auch prominente politische Unterstützung bekamen die Demonstranten: Eva Bulling-Schröter, Bundestags-Abgeordnete der Linken, war nach Pfaffenhofen gekommen, um sich mit den Gegner der „Hühner-Agrarfabrik“ mit 144 600 Tieren in Eschelbach zu solidarisieren. „Bei 7,5 Mastzyklen im Jahr könnte der Landwirt mehr als eine Million Brathähnchen im Jahr produzieren. Er wäre damit der derzeit größte Hähnchenmäster im Freistaat“, so Bulling-Schröter. 

Auch Roland Meier aus Ingolstadt, der aktuelle Bundestags-Bewerber der Linken – der die nicht mehr kandidierende Bulling-Schröter beerben soll – war mitten unter den Aktivisten. Er setzt sich als Umwelt- und Tierschützer unter anderem für ein Ende der Massentierhaltung, für eine saubere Umwelt und für gesunde Nahrungsmittel ein. 

In ähnlicher Mission waren heute auch die hiesigen Grünen auf dem Pfaffenhofener Wochenmarkt vertreten – mit einem Info-Stand zum Thema Massentierhaltung unter dem Motto „Zeit für eine neue Haltung“. Die meisten Menschen würden "Tierfabriken" wie in Eschelbach ablehnen, hatte die Grünen-Kreisvorsitzende Kerstin Schnapp bereits bei der Ankündigung der heutigen Aktion betont. "Die Politik des CSU-Landwirtschaftsministers Christian Schmidt unterstützt und forciert genau diese Haltungsform. Gute Vorschläge der SPD-Umweltministerin Barbara Hendricks in diesem Bereich wurden gerade von der CSU massiv sabotiert und konnten sich in der großen Koalition nicht durchsetzten." 

Auch Gegen den "Hühnerknast": Roland Meier aus Ingolstadt (Mitte), der dortige Bundestags-Bewerber der Linken.

Hendricks hatte, so Schnapp, „zum Beispiel vorgeschlagen das Baurecht zu ändern, so dass es nicht mehr möglich ist, riesige Stall-Anlagen ohne Mitsprache der Gemeinde zu errichten“. Das wäre aus ihrer Sicht zumindest ein Schritt in die richtige Richtung gewesen – wenngleich ihr das nicht weit genug gehen würde. Der richtige Weg sei eine „komplette Wende in der Agrarpolitik“, sagt die Pfaffenhofenerin, die bei der Bundestags-Wahl als hiesige Direktkandidatin der Grünen antritt. 

„Die heute vorherrschende und von der großen Koalition unterstütze industrielle Landwirtschaft zerstört auf lange Sicht unsere Böden, verschmutzt unser Wasser und bedroht unsere Artenvielfalt“, warnt Schnapp. Deshalb wollen die Grünen eine „Agrarwende“. Was das bedeutet, beschreibt sie so: „Eine Landwirtschaft, die mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie, die Tiere würdig behandelt, das Klima schützt und die Artenvielfalt bewahrt. Eine Landwirtschaft, in der Bäuerinnen und Bauern ein gutes Auskommen haben und faire Preise erhalten, in der Bauernhöfe nicht zu riesigen Agrarfabriken wachsen müssen, um zu überleben.“ Umwelt- und Tierschutz dürften kein Wettbewerbsnachteil sein so Schnapp – „den erhöhten Aufwand wollen wir daher ausgleichen und belohnen“. 

Claudia Zaindl (rechts) aus Pfaffenhofen engagiert sich bei Peta und hatte die Demo organisiert.

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