Der Fall Franziska: Polizeibeamte schildern vor dem Landgericht die Flucht von Stefan B. von Neuburg nach Donauwörth und dessen Festnahme
(ty) Bei seiner Verhaftung soll Stefan B. gelächelt haben. „Ich hatte den Eindruck, er fand das lustig“, meinte einer der heutigen Zeugen im Franziska-Prozess, ein Polizeibeamter aus Neuburg, der am Sonntag nach dem Mord an dem kleinen Kind das Auto des Verdächtigten in der Nähe des Neuburger Südparks entdeckt hatte.
Er und sein Kollege schilderten heute die Flucht von Stefan B. von Neuburg bis hinter Donauwörth. Gegen 20.50 Uhr war den beiden Beamten laut ihrer heutigen Aussage vor dem Landgericht der türkisfarbene Wagen des Angeklagten aufgefallen. Sie hatten sofort die Verfolgung aufgenommen. Als sie Stefan B. mit Blaulicht und Schriftband das Zeichen gaben, dass er anhalten solle, gab der erste richtig Gas und tobte mit rund 180 Stundenkilometern auf der Bundesstraße 16 in Richtung Donauwörth davon. Die Beamten hefteten sich an seine Fersen und verständigten das Polizeipräsidium Schwaben Nord, das seinerseits zusätzliche Polizeistreifen zur Unterstützung schickte.
Letztlich waren vier Streifenfahrzeuge hinter Stefan B. her. Rund 20 Minuten dauerte die wilde Verfolgungsjagd, bevor sie in Auchsesheim – einem Ortsteil von Donauwörth – zu Ende ging. Dort fuhr Stefan B. – so die Polizisten – plötzlich rechts ran, stiegt mit erhobenen Händen aus dem Auto und ließ sich widerstandslos festnehmen. Offenbar war er sich der Aussichtslosigkeit seiner Lage bewusst geworden. Die Beamten von Donauwörth brachten ihn zu Boden und legten ihm Handschellen an.
Gleichzeitig hatte sich auch die Kriminalpolizei Ingolstadt, die zu diesem Zeitpunkt bereits Adressen in Ingolstadt und Neuburg abgeklappert hatte, um den Verdächtigen aufzustöbern, auf den Weg gemacht, um Auto und Verhafteten zu übernehmen und dessen Kleidung und persönlichen Sachen zur Spurensicherung zu bringen.
Die Flucht des Stefan B. war nach den heutigen Zeugenberichten bei weitem nicht so spektakulär, wie sie sich damals angehört hatte. Spektakulär genug immerhin für die Neuburger Polizisten, die sich nach eigener Aussage mit ihrem Fahrzeug vor das Auto des Gesuchten platziert hatten, nachdem dieser von selbst angehalten hatte, um dann erst einmal im Dienstfahrzeug sitzen zu bleiben. „Ich musste erst einmal 30 Sekunden durchschnaufen“, meinte einer der Beamten heute. Die eigentliche Festnahme von Stefan B. haben deswegen wohl auch die Kollegen von Donauwörth erledigt.
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