Intensive Ermittlungen nach dem Anschlag auf die Flüchtlings-Unterkunft brachten bis dato keine heiße Spur – Sonderkommission inzwischen aufgelöst
(ty/zel) Nach dem Brand-Anschlag in der Nacht zum 16. Juli auf die künftige Asylbewerber-Unterkunft im Reichertshofener Ortsteil Winden am Aign werden die Täter möglicherweise ungestraft davonkommen. Selbst intensivste Ermittlungen haben nicht auf die Spur der Brandstifter geführt. „Wir müssen leider sehen, dass wir bislang keinen konkreten Erfolg haben“, sagte Hans-Peter Kammerer vom Polizeipräsidium Oberbayern-Nord auf Anfrage unserer Zeitung. Für Hinweise, die zur Aufklärung der Straftat oder zur Ergreifung der Täter führen, wurde sogar eine Belohnung von 10 000 Euro ausgesetzt – ohne das erhoffte Ergebnis.
Die eigens eingerichtete 25-köpfige Sonderkommission „Däuber“, die zeitweise sogar auf 50 Beamte aufgestockt worden war, ist inzwischen aufgelöst, wie Kammerer bestätigt. Sämtliche vorliegenden Hinweise wurden akribisch abgearbeitet, neue Ansätze haben sich trotz aller Bemühungen und Öffentlichkeits-Aufrufe nicht mehr ergeben. Der Staatsanwaltschaft sei bereits ein vorläufiger Ermittlungsbericht übermittelt worden.
Brandermittler am Tatort. An mehreren Stellen war Feuer gelegt worden.
„Das heißt aber nicht, dass der Fall zu den Akten gelegt wurde“, betont Kammerer. Zugleich räumt er aber ein, dass es trotz aller Bemühungen keine konkrete Spur auf die Täter gebe. Sollten sich neue Ansätze ergeben, zum Beispiel auch durch Erkenntnisse aus anderen Fällen, würden diese natürlich umgehend verfolgt. Einen fremdenfeindlichen Hintergrund schlossen die Ermittler von Beginn an nicht aus. Deshalb wurden auch intensive Ermittlungen „im rechten Spektrum“ geführt.
Nach dem Anschlag war überhaupt mit Hochdruck und großem Aufwand ermittelt worden. Hunderte von Personen wurden befragt und vernommen – darunter allein gut 200 junge Leute, die in der Tatnacht am Reichertshofener Heideweiher bei einer Schulabschluss-Party waren. Spuren wurden am Tatort gesichert und ausgewertet, Gutachten angefertigt. Die Expertise des Landeskriminalamts habe eindeutig ergeben, dass das Feuer vorsätzlich gelegt worden war, so Kammerer. Es sei eindeutig Brandbeschleuniger verwendet worden; dabei handle es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Benzin.
Einen solchen Rucksack soll der Mann bei sich getragen haben, der in der Tatnacht gesehen wurde und der nach wie vor als wichtiger Zeuge gesucht wird. Foto: Polizei
Zuletzt wandte sich das Polizeipräsidium im September an die Bevölkerung und bat erneut um Hinweise: Gesucht wurde – und wird – ein Mann, der als wichtiger Zeuge gilt. „Von verschiedenen Zeugen wurde eine bislang unbekannte männliche Person beschrieben, die einen orange-farbenen Rucksack mitführte“, hieß es dazu. Die Ermittler suchen seither nach diesem Mann, der in der Tatnacht von 15. auf 16. Juli gegen Mitternacht in Winden am Aign im Bereich Wendenstraße und Hauptstraße gesehen wurde.
Beschrieben wird der Unbekannte wie folgt: zirka 15 bis 30 Jahre alt, etwa 170 bis 180 Zentimeter groß und von schlanker Statur. Bekleidet war der Mann mit einer schwarzen Trainingsjacke oder einem schwarzen Sweatshirt. Er hatte einen auffallenden, orange-farbigen Rucksack mit seitlichen, schwarzen Streifen bei sich. Die Polizei veröffentlichte auch das Foto eines Rucksacks, der dem des Mannes ähnlich sein soll. Allerdings hat sich weder der Mann selbst gemeldet, noch gingen entscheidende Hinweise ein, um seine Identität zu klären. Hinweise zu dem Fall werden weiterhin unter der Rufnummer (08 41) 93 43 0 oder bei jeder Polizeidienststelle angenommen.
Brandermittler am Tatort; die ehemalige Disco brannte völlig aus.
Am Donnerstag, 16. Juli, gegen 2.50 Uhr, war es an dem ehemaligen Landgasthof Däuber zu der Brandlegung gekommen. Der Gebäude-Komplex, der vom Landkreis Pfaffenhofen für mindestens sieben Jahre angemietet wurde und inzwischen als Unterkunft für rund 70 Flüchtlinge dient, stand zur Tatzeit glücklicherweise noch leer. Deshalb wurde niemand verletzt. Das Nebengebäude, eine ehemalige Disco, die zuletzt als Lagerraum diente, brannte völlig aus. Der Schaden wurde auf rund 150 000 Euro beziffert. Das Hauptgebäude blieb von dem Feuer weitestgehend verschont. Der oder die unbekannten Täter hatten an mehreren Stellen Feuer gelegt. Der Fall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, war auch in einer ARD-Dokumentation thematisiert worden. Die Brandstifter werden möglicherweise nie gefasst.
Bisherige Beiträge zum Thema:
ARD-Doku über Brandanschlag von Winden
Nach Brand-Anschlag von Winden: Polizei sucht Mann mit Rucksack
Belohnung im Fall Winden: Das passt jemandem nicht
10 000 Euro Belohnung für die Ergreifung der Brandstifter
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Wer hat in Winden Feuer gelegt?
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Nach Anschlag: Ermittlungen laufen auf Hochtouren
"Höchstes Interesse an schneller Aufklärung"
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