Generalsanierung der Ilmtalklinik dauert rund zehn Jahre und dürfte bis zu 75 Millionen Euro kosten – Am Landkreis bleiben wohl um die 20 Millionen Euro hängen – Jetzt sind erste Details bekannt
Von Tobias Zell
Es ist ein beispielloses Großprojekt, das dem Landkreis Pfaffenhofen da ins Haus steht. Die Ilmtalklinik wird generalsaniert. Die Planungen laufen längst, noch heuer sollen die Arbeiten tatsächlich beginnen. Nach derzeitigem Stand werden sie sich über fast zehn Jahre hinziehen und insgesamt 70 bis 75 Millionen Euro verschlingen – darin enthalten sind die bereits angestoßenen, dringenden Nachbesserungen in Sachen Brandschutz, die laut Landratsamt rund sechs Millionen Euro kosten.
Unterm Strich investiert der Landkreis nach momentanen Schätzungen in den nächsten Jahren aus eigenen Mitteln wohl zirka 20 Millionen Euro in das Klinik-Gebäude, der Rest fließt vom Freistaat Bayern. Allerdings bezahlen die Landkreise auch jährlich eine so genannte Krankenhaus-Umlage an den Freistaat. Aus diesem Topf fließen dann sozusagen wieder die Zuschüsse für solche Projekte. In den vergangenen Jahren überwies der Kreis Pfaffenhofen jeweils um die zwei Millionen Euro nach München, wie Kreiskämmerer Walter Reisinger heute gegenüber unserer Zeitung erklärte.
In der Sondersitzung des Kreistags wurden am Montagnachmittag erstmals Details zu der anstehenden Generalsanierung bekanntgegeben. Stefan Link vom Projektsteuerer „Hitzler Ingenieure“ aus München erläuterte dem Gremium die wichtigsten Eckpunkte des Mega-Vorhabens und legte den geplanten Zeitablauf dar. Demnach gehen die derzeit laufenden Brandschutz-Maßnahmen praktisch nahtlos in die eigentliche Generalsanierung über.
In insgesamt sechs Bauphasen wird das Krankenhaus baulich auf Vordermann gebracht; der Abschluss ist für das zweite Quartal 2026 geplant. Die Generalsanierung erfordert hohen logistischen Aufwand, denn der Klinik-Betrieb muss freilich durchgehend aufrecht erhalten bleiben. Deshalb erfolgen die Arbeiten in mehreren Abschnitten. Aber es wird nicht nur saniert, sondern auch erweitert: Die Geburtshilfe bekommt neue Räume, auch der OP-Bereich zieht in eine zu errichtende Erweiterung des Gebäude-Komplexes. In Bauphase vier steht zudem ein Erweiterungsbau für die Allgemeinpflege auf der Agenda. Die Notaufnahme bleibt indes an Ort und Stelle, sagte Link.
„Wir liegen absolut im Zeitplan“, berichtete Link über die auf Hochtouren laufenden Vorbereitungen. Während sich die Brandschutz-Ertüchtigungen noch bis weit ins Jahr 2018 ziehen werden, beginnen diesen Herbst bereits die ersten Sanierungsmaßnahmen – los geht es mit den Aufzügen. Wegen einer Vielzahl von Auflagen ziehe sich die Brandschutz-Sanierung länger hin als zunächst gedacht – Mehrkosten entstünden dadurch aber nicht.
Im Zuge der Generalsanierung werden die Patientenzimmer nicht nur komplett erneuert, sondern leicht vergrößert. Räumliche Anpassungen seien notwendig, führte Link mit Verweis auf moderne Standards aus. Die Brüstungshöhe soll zudem von 80 auf 40 Zentimeter abgesenkt werden, sodass die Patienten einen besseren Ausblick haben. Überhaupt soll die Klinik eine ganz neue Fassade bekommen. In die Frage nach deren künftiger Gestaltung seien – wegen des Urheberrechts – auch die Architekten eingebunden, die seinerzeit das Krankenhaus geplant haben. Link präsentierte dazu zwei mögliche Varianten, die favorisiert werden. Nach derzeitigem Stand soll Ende Mai die künftige Gestaltung endgültig abgesegnet sein.
Mögliche Variante der künftigen Fassaden-Gestaltung.
Der Pfaffenhofener Altbürgermeister Hans Prechter (CSU) zeigte sich „erschüttert von der Massivität“, mit der den vorgestellten Planungen zufolge in den Gebäude-Komplex eingegriffen werden soll. Das sei „fast schon ein Neubau“, befand er. Einerseits werde die Hochwertigkeit der Bausubstanz des in die Jahre gekommenen Hauses gelobt, meinte er sinngemäß – andererseits plane man jetzt „tiefe Eingriffe in die Struktur“. Er hege „großes Misstrauen“, gab Prechter zu Protokoll und betonte, dass er die Notwendigkeit eines solchen Eingreifens als nicht eindeutig nachgewiesen sehe. Die Fassade „mit Gewalt zu verändern“ verursache doch „immense Kosten“.
Link entgegnete, dass man diese Maßnahmen entweder jetzt, im Zuge der Generalsanierung, vom Freistaat gefördert bekommen könne – oder dann gar nicht mehr. Man müsse sich auch die Frage stellen: Hält die Fassade noch einmal 30 Jahre? Zur geplanten Vergrößerung der Patienten-Zimmer erläuterte er, dass man bei der Sanierung das Gebäude ohnehin „aufs Tragwerk zurückbauen“ müsse, sodass am Ende praktisch nur mehr der Rohbau stehe. Ob man anschließend die Wände um 25 Zentimeter – um so viel geht es tatsächlich – verschoben wieder aufbaue oder an alter Stelle, das spiele kostenmäßig keine Rolle.
Landrat Martin Wolf (CSU) warb für die leichte Vergrößerung der Räume. Man saniere jetzt für die nächsten 30 Jahre. Die Zimmer jetzt nicht zu vergrößern, wäre seiner Ansicht nach eine „schwere Entscheidung“. Link ergänzte, man müsse auch die Wettbewerbsfähigkeit im Blick haben – andere Kliniken würden bei Sanierungen eben diesen Schritt gehen.
Kerstin Schnapp (Grüne) wollte wissen, ob man an die Fassade tatsächlich Hand anlegen müsse. Ja, erklärte Link. Ungeachtet der Optik habe man sie energetisch zu sanieren und im Innenhof-Bereich bestehe außerdem aus Brandschutz-Gründen Handlungsbedarf. Und die Fassade solle ja nach der Generalsanierung einheitlich gestaltet sein.
Max Hechinger wollte wissen, wie sich die Generalsanierung auf die Anzahl der Patienten-Betten auswirkt. Es werden wohl nicht weniger, signalisierte Link. Wenngleich die genaue Anzahl noch nicht geklärt sei – aktuell sind es 220 genehmigte Planbetten in Pfaffenhofen. Die jüngste Bedarfsfeststellung des Ministeriums sehe indes eine Reduzierung vor. Hier sieht man aber offenbar das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Zahl der Patienten-Zimmer wird laut Link vermutlich steigen: Denn der Bedarf an Einzelzimmern ist heutzutage höher.
Manfred Russer (CSU) verlieh seinem Gefühl Ausdruck, dass der Kreistag „relativ spät“ über Details zur anstehenden Generalsanierung informiert werde. Er wollte wissen, an welchen Grundlagen sich das Raumprogramm orientiere, und verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Klinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg ja jedes Jahr ein Millionen-Defizit erwirtschaftet. Deshalb frage er sich: Wolle man den Status-Quo halten oder gebe es auch operative Veränderungen, die dann eben bei der Sanierung zu berücksichtigen wären? „Selbstverständlich gibt es ein medizinisches Konzept, das zugrunde liegt“, versicherte Landrat Wolf, der zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats der Klinik-GmbH ist. Dieses Konzept sollte anschließend auch im nicht-öffentlichen Teil der Kreistag-Sitzung vorgestellt werden.
Zahlen, Kosten und Zuschüsse
Im Gespräch mit unserer Zeitung betont Wolf heute, dass die eingangs genannten Zahlen – bezüglich der Kosten und der möglichen Förderung durch den Freistaat – noch nicht fix sind. Diese Daten seien vorbehaltlich der tatsächlichen Kostenberechnung. Hintergrund ist auch, dass der Freistaat nur Maßnahmen fördert, die für den Versorgungsauftrag einer Klinik notwendig sind. Die Gestaltung der Außenanlagen muss zum Beispiel der Landkreis selbst bezahlen, das gilt auch für Funktionsstellen wie die Speiseversorgung und die Klinik-Apotheke oder für refinanzierbare Kosten wie WLAN, Patienten-Fernsehen oder Patienten-Telefon. Allerdings: Wenn der Freistaat eine Maßnahme fördert, dann zu 100 Prozent. Vor diesem Hintergrund sind die Kosten, die am Ende am Landkreis selbst hängenbleiben, momentan eben noch nicht so ganz genau zu beziffern. Man geht aber – inklusive Brandschutz-Sanierung – etwa 20 Millionen Euro aus.
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