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Auch Landrats-Kandidat Norbert Ettenhuber (Grüne) hat die heiße Phase des Wahlkampfs beendet und verweist noch einmal auf seine zentralen Themen. An Spekulationen über die Taktik der CSU will er sich indes nicht beteiligen.

(ty) Nachdem bekanntgeworden ist, dass der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU) nach seinem schweren Unfall an einer Gedächtnisstörung leidet, wird viel spekuliert – auch über die Frage, ob er im Falle seiner Wiederwahl überhaupt in der Lage wäre, die Wahl anzunehmen. Dass sei in der Tat derzeit offen, wurde in einer mit Wolfs Familie abgestimmten Mitteilung von Vize-Landrat Anton Westner (CSU) erklärt. Ungeachtet dessen sind am Sonntag rund 90 000 Bürger aufgerufen, den obersten Repräsentanten des Landkreises zu wählen. Neben Wolf stehen Franz Niedermayr (FDP) und Norbert Ettenhuber (Grüne) auf dem Wahlzettel. Ettenhuber wünschte heute dem CSU-Mitbewerber gute Genesung.

 

„Es ist erfreulich, dass Martin Wolf nach vier Wochen die Intensivstation verlassen kann, und bedauerlich, dass er sein Gedächtnis teilweise verloren hat“, teilte Ettenhuber in einer Presseerklärung mit. „Ich wünsche ihm weiter gute Besserung und hoffe, dass er wieder ganz gesund wird – egal, wie lange das dauert.“ Der Grünen-Kandidat räumt ein, dass es unter diesen Bedingungen natürlich schwierig sei, einen Wahlkampf zu führen, weil man sich inhaltlich nicht auseinandersetzen könne. Zugleich aber stellt er klar: „An Spekulationen über die Wahlkampftaktik der CSU werde ich mich nicht beteiligen – genauso wenig an Spekulationen über die gesundheitliche Entwicklung von Martin Wolf.“ 

Die heiße Phase seines Wahlkampfs hatte Ettenhuber am Dienstagabend mit einer Veranstaltung im Grünen-Büro in Pfaffenhofen beendet. Dabei gab er noch einmal einen Überblick seines Programms, ging aber besonders auf die Energiewende, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, den demografischen Wandel und seine Vorstellungen zur Kulturpolitik des Landkreises ein.

„Wer Klimaschutz will, der muss Grün wählen“, bekräftige Ettenhuber im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch Kerstin Schnapp, die zusammen mit ihm an der Spitze der Grünen im Landkreis steht, unterstrich das besondere und anhaltende Engagement ihrer Partei für Klimaschutz und Energiewende. Zugleich beklagte sie, dass diese beiden Themen bis vor kurzem noch als das große Ziel der Völkergemeinschaft erschienen, doch nun müsse man beinahe jeden Tag eine neue Rolle rückwärts zur Kenntnis nehmen. „Während US-Präsident Donald Trump die Kohlekraft als Zukunftstechnologie entdeckt und Belgien und Frankreich die Laufzeit ihrer löchrigen Uralt-Reaktoren verlängern, schmelzen uns die Gletscher unterm Arsch weg und Ballermann-Hits wie ,Wenn Holland nicht wär, läg Aachen am Meer’ drohen Realität zu werden“, so Schnapp. Für die Grünen sei deshalb klar: „Klima und Umweltschutz müssen wieder nach oben auf die Agenda.“

Das große Video-Interview unserer Zeitung mit Norbert Ettenhuber.

Am wichtigsten sei der effiziente Einsatz von Energie, betont Landrats-Kandidat Ettenhuber. „Allein durch den vernünftigen Einsatz von Energie lassen sich bei gleichem Lebensstandard über 50 Prozent Energie einsparen.“ Dazu sei die Beratung der Bürger besonders wichtig – deshalb gelte, es die Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Energie-Sparen und energetisch hochwertiges Bauen zu verstärken. „Wir dürfen uns jedoch nicht auf Appelle an die privaten Haushalte beschränken, sondern müssen als Landkreis, in den Städten und Kommunen unserer Vorbildfunktion gerecht werden“, fordert Ettenhuber.

Die hiesigen Grünen wollen, so führt er aus, die energetische Sanierung der Gebäude von Landkreis und Gemeinden vorantreiben und erreichen, dass bei allen Neubau-Vorhaben des Landkreises der Passivhaus-Standard eingehalten werde. „Um die Gemeinden zu unterstützen und die Aktivitäten im Bereich der Energiewende zu koordinieren, soll der Landkreis eine Vermittlerrolle einnehmen und Kommunen bei der Energie-Effizienz-Prüfung von Bebauungsplänen unterstützen.“ Im Falle seiner Wahl zum Landrat wolle er die Fachstelle „Energie und Klimaschutz“ an der Kreisbehörde weiter ausbauen – bis hin zur Energieagentur.

 

Bezahlbarer und generationengerechter Wohnraum gehören nach Dafürhalten von Ettenhuber zu den bedeutendsten Rahmenbedingungen, um den Landkreis zukunftsfähig zu gestalten. Ein wichtiger Ansatzpunkt sei der soziale Wohnungsbau. Hier müsse der Landkreis selbst aktiv werden, etwa mit einem Zweckverband oder einer Genossenschaft. Ettenhubers Augenmerk liege darauf, dass vielfältige und bezahlbare Wohnformen für alle Generationen entwickelt sowie generationsübergreifende Ansätze wie Mehrgenerationenhäuser gefördert werden. „Aber auch gezielte Beratung, wie man seine Wohnung bereits in jungen Jahren für das Alter anpassen kann, ist von Nöten“, zitiert Ettenhuber aus seinem Wahlprogramm. Eine gute Möglichkeit wäre seiner Ansicht nach eine Beratungsstelle des Landkreis für barrierefreie Wohnformen.

Wie überall in Deutschland werde auch im Landkreis Pfaffenhofen in den kommenden Jahren der demographische Wandel zur Herausforderung, prophezeit Ettenhuber. „Wir wollen, dass die Potenziale des Alters anerkannt und genutzt werden. Statt Alter vor allem als Defizit zu betrachten, wird es in Zukunft immer mehr darauf ankommen, die Fähigkeiten und Kenntnisse zu nutzen, die Menschen im Laufe ihres Lebens erworben haben.“

 

Eine seniorengerechte Infrastruktur in allen Bereichen sei unumgänglich, fordert Ettenhuber. Dazu gehörten die Verkehrspolitik ebenso wie die Wohnraumgestaltung und die Nahversorgung. Gerade die Dienstleistungen des Landkreises müssten barrierefrei sein, mahnt er an. Der Ausbau der sozialen Infrastruktur für ältere Menschen – auch im Sinne einer „Caring Community“, in der Nachbarn und Bürger füreinander Verantwortung übernehmen und sich helfen – müsse forciert werden.

Die Digitalisierung, der demografische Wandel oder die Individualisierung bieten nach Ansicht von Ettenhuber neue Chancen, stellen aber zugleich große Herausforderungen dar – auch für Kultureinrichtungen, Projekte, Künstler und Kultur-Akteure. „Kunst und Kultur leben vom Austausch, sie finden nicht innerhalb einer Stadt- oder Ortsgrenze statt. Die Aufgabe des Landkreises kann sich also nicht darauf beschränken, Termine von Kulturveranstaltungen für die Tourismusförderung aufzubereiten“, betont Ettenhuber.

Die Grünen möchten deshalb einen Kultur-Entwicklungsplanung realisieren – mit dem Ziel, die vielfältigen Angebote im Landkreis Pfaffenhofen systematisch zu erfassen. Auf dessen Grundlage wolle man – gemeinsam mit Kulturschaffenden, lokalen Kultur-Referenten und Bürgern – Entwicklungsperspektiven entwerfen. Außerdem gelte es, die Vernetzung der Kulturschaffenden voranzutreiben und sie über Fördermöglichkeiten zu informieren. Einmal mehr wirbt Ettenhuber in diesem Zusammenhang auch für einen Kulturförderpreis des Landkreises.

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