Über 74 Prozent für den im Krankenhaus liegenden Martin Wolf (CSU) – aber wie beurteilen Norbert Ettenhuber (Grüne/12,8 Prozent) und Franz Niedermayr (FDP/12,7 Prozent) ihr Abschneiden?
(zel) Norbert Ettenhuber zeigte sich in einer ersten Reaktion gegenüber unserer Zeitung „zufrieden“ mit seinem Ergebnis bei der heutigen Pfaffenhofener Landrats-Wahl. Allerdings betonte er, dass die rund 12,8 Prozent der Stimmen, die er im Namen der Grünen auf sich vereinen konnten, angesichts der Besonderheit der Situation mit normalen Maßstäben kaum zu beurteilen seien. Deshalb wolle er sich mit Spekulationen über die Einordnung sowie auch die Gründe dafür zurückhalten.
Deutlicher wurde Ettenhuber da schon mit Blick auf die größeren Parteien, die keinen eigenen Bewerber ins Rennen geschickt hatten – etwa die Freien Wähler und die SPD. "Wenn es uns kleine Parteien bei dieser Landrats-Wahl nicht gegeben hätte, welches Zeichen wäre das in Sachen Demokratie nach außen gewesen", fragt er rhetorisch.
„Ich wünsche Martin Wolf jedenfalls gute Besserung sowie ihm und seiner Familie viel Kraft, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können“, sagte Ettenhuber. Seiner Ansicht nach steht für Wolf nun aber nicht nur die Frage im Raum, ob er angesichts seines Gesundheitszustands die Wahl annehmen könne. Was bislang noch gar nicht so explizit thematisiert worden sei, sei die Frage, ob Wolf es sich gegebenenfalls auch zutraue, das Amt des Landrats weiterhin zu bekleiden.
Wolf wurde heute zwar mit einem sensationellen Ergebnis von knapp 74,6 Prozent im Amt bestätigt, unklar ist aber bekanntlich, ob er die Wahl überhaupt annehmen kann. Der CSU-Politiker wurde am 2. April in einen Verkehrsunfall verwickelt und dabei schwer verletzt. Er konnte deshalb an der heißen Phase des Wahlkampfs selbst gar nicht teilnehmen. Vor einigen Tagen wurde zudem bekannt, dass er durch das Unglück unter Amnesie leidet – eine Gedächtnisstörung.
"Froh, dass die Wahl nun vorbei ist": FDP-Kandidat Franz Niedermayr (Archivfoto).
Formal geht es nun wie folgt weiter: Der Wahlleiter muss Wolf von seiner Wahl informieren und ihn außerdem dazu auffordern, binnen einer Woche – nach Zustellung dieser Mitteilung – zu erklären, ob er die Wahl annimmt. Wird eine solche Erklärung von Wolf nicht abgegeben oder kann aus gesundheitlichen Gründen nicht abgegeben werden, so gilt die Wahl zum Landrat als abgelehnt.
In diesem Fall wäre die heute stattgefundene Wahl komplett hinfällig und es müsste eine neue Wahl – höchstwahrscheinlich innerhalb von drei Monaten – stattfinden. Der Termin dafür würde von der Regierung von Oberbayern festgelegt. Für diese neuerliche Wahl müssten die Parteien ihre Kandidaten zunächst wieder in dem vorgeschriebenen Verfahren nominieren. Auch alle Parteien, die für heute keinen Bewerber ins Rennen geschickt hatten, könnten dann einen Kandidaten aufstellen.
FDP-Kandidat Franz Niedermayr zeigte sich „froh, dass die Wahl nun vorbei ist“. Es sei angesichts des Ergebnisses jedenfalls klar, was die Bürger im Landkreis wollen. Der Liberale hofft nun, dass Wolf schnell gesund werde und nächste Woche auch in der Lage sei, zu erklären, dass er seine Wiederwahl annimmt.
Sein eigenes Wahlergebnis von rund 12,7 Prozent bezeichnete Niedermayr als „okay“. Seiner Partei wünscht er bei der anstehenden Bundestagswahl ein ähnliches Abschneiden – was ein famoses Ergebnis wäre. Seinem Parteifreund Thomas Neudert aus Wolnzach, der für die FDP ins Rennen um das Bundestags-Direktmandat im hiesigen Wahlkreis zieht, wünscht Niedermayr allerdings mehr als zwölf Prozent. Damit Neudert den Landkreis Pfaffenhofen künftig in Berlin vertreten kann.
Am Wahlabend im Pfaffenhofener Rentamt: CSU-Kreischef und MdL Karl Straub (von rechts), Grünen-Landrats-Kandidat Norbert Ettenhuber, MdB Erich Irlstorfer (CSU), Vize-Landrat Anton Westner (CSU), Grünen-Kreischefin Kerstin Schnapp, der Pfaffenhofener Stadtrat Georg Hammerschmid (CSU) und Westners Ehefrau. (Foto: Zell)
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