Die FDP will einen entsprechenden Antrag in den Pfaffenhofener Kreistag einbringen und steht einer Generalsanierung weiterhin skeptisch gegenüber.
Von Tobias Zell
Die Liberalen wollen sich nicht damit abfinden, dass offenbar alles wie zwangsläufig auf eine sündteure Generalsanierung des Pfaffenhofener Krankenhaus-Komplexes hinauslaufen soll, ohne überhaupt konkrete Informationen über die Kosten und Möglichkeiten für einen Neubau vorliegen zu haben. Wie Fraktionschef Thomas Stockmaier heute gegenüber unserer Zeitung erklärte, will die FDP im Kreistag beantragen, dass die beiden Varianten umfassend gegenübergestellt werden. Nicht nur in finanzieller Hinsicht. "Belastbare Zahlen und Daten für einen Klinik-Neubau im Vergleich zur Sanierung müssen auf den Tisch", fordert er. FDP-Kreisrat Josef Schäch betont: Kaum etwas spreche gegen einen Neubau. Der Dritte Landrat Josef Finkenzeller (Freie Wähler) glaubt indes nicht, dass das Sanierungs-Paket noch einmal aufgeschnürt wird – wenngleich er durchaus Sinn darin sehe.
Das Neubau-Szenario sei bislang keinesfalls ausreichend beleuchtet und auch nicht als echte Alternative in Betracht gezogen worden, moniert Stockmaier im Gespräch mit unserer Redaktion. Und nachdem mehrere Vorstöße seiner Partei, einen detaillierten Vergleich dieser beiden Varianten zu erhalten, bislang praktisch nicht gefruchtet hätten, sehe man sich nun gezwungen, einen entsprechenden offiziellen Antrag in den Kreistag einzubringen. Die Liberalen wollen auf diese Weise erreichen, "dass die Zahlen und Fakten aufbereitet, vorgelegt und abgewogen werden", sagt Stockmaier. Nur dann könne man doch guten Gewissens und verantwortungsvoll eine derart weitreichende Entscheidung treffen, die mit der Verwendung von zig Millionen Euro an Steuergeldern verbunden sei.
Konkret möchte die FDP nach den Worten von Stockmaier unter anderem wissen, wie hoch denn die Kosten für einen kompletten Klinik-Neubau wären und wie hoch sie bei der Umsetzung der nun im Raum stehenden Generalsanierungs-Planungen ausfallen würden. Außerdem müsse in diesem Zusammenhang klar dargelegt werden, welche Größe – hinsichtlich der Betten-Anzahl – für die Zukunftsfähigkeit eines Krankenhauses überhaupt nötig sei. Und nicht zuletzt, so Stockmaier, müsse man in Zusammenhang mit der Neubau-Variante auch die Möglichkeiten und Chancen für eine anderweitige Nutzung des bisherigen Krankenhaus-Komplexes thematisieren.
Man dürfe eine Generalsanierung jedenfalls nicht als alternativlos darstellen. Bei der FDP befürchtet man zum Beispiel, dass sich während einer sieben bis zehn Jahre laufenden Dauer-Renovierung weitere bauliche Bedürfnisse, unvorhersehbare Hindernisse und nicht zuletzt Kosten-Steigerungen ergeben könnten. Stockmaier geht ferner davon aus, dass sich ein Neubau wesentlich besser und vor allem genauer kalkulieren und planen lasse als eine Komplett-Sanierung, die erfahrungsgemäß Unwägbarkeiten in sich berge. Kurzum: Die Liberalen haben die Sorge, dass der Zeit- beziehungsweise auch der Kostenrahmen bei der Generalsanierung aus dem Ruder laufen.
Klinik-Geschäftsführer Ingo Goldammer hatte – wie berichtet – in der Kreistag-Sitzung am 5. März vergangenen Jahres mitgeteilt, dass ein Neubau tatsächlich geprüft worden sei. Die Kosten dafür hätten "ungefähr gleichauf" mit denen für die Sanierung gelegen – allerdings ohne das nötige Grundstück für einen Neubau, sagte er damals. Und, so erfuhr unsere Zeitung nachträglich, ohne die Kosten für die Errichtung der Verkehrs- und Außenflächen. "Da brauche ich nicht überlegen", hatte FDP-Kreisrat Josef Schäch seinerzeit kommentiert und intensiv dafür geworben, einen Neubau als Alternative in Betracht zu ziehen. Nicht einmal über diesen Vorschlag nachzudenken, wäre "das Dümmste, was man machen könnte".
Auch der Dritte Landrat Josef Finkenzeller (Freie Wähler) war zum FDP-Empfang gekommen. Er glaube nicht, dass das Sanierungs-Paket fürs Pfaffenhofener Krankenhaus noch einmal aufgeschnürt werde, sagte er – wenngleich er durchaus Sinn darin sehe.
Am vergangenen Sonntag, beim Neujahrs-Empfang der Kreis-FDP in Pfaffenhofen, griff Schäch das seiner Meinung nach "sehr sensible Thema" noch einmal auf. Ungeachtet der Kosten für Sanierung oder Neubau betonte er: Entscheidend seien zufriedene Patienten und eine Struktur, die überlebensfähig sei. Er sehe sich jedoch durch Experten-Einschätzungen vor der Sanierung eines Krankenhauses mit nur 200 Betten gewarnt. "Wir stehen zu 100 Prozent hinter unserer Klinik, aber wir wünschen uns eine zukunftsfähige Klinik." Schäch zeigte sich bereits im vergangenen Jahr der Ansicht, dass man aus den beiden Krankenhäusern der Ilmtalklinik-GmbH – in Pfaffenhofen und Mainburg – ein gemeinsames Haus machen sollte. Er sagte das auch mit Verweis auf den erheblichen baulichen Sanierungsbedarf an beiden Standorten.
Aus dem Nachbar-Landkreis ertönte damals umgehend die Absage: "Das kommt für uns gar nicht in Frage", erklärte der Kelheimer Landrat Martin Neumeyer (CSU) gegenüber unserer Zeitung: Wenn es um einen Neubau gehe, dann handle es sich hier um eine "rein Pfaffenhofener Angelegenheit". Er verwies auf die damals gerade erst gefassten Beschlüsse in den hiesigen politischen Gremien. Der Kelheimer Kreistag hatte in einer Sondersitzung ein klares Bekenntnis zum Fortbestand der gemeinsam mit dem Kreis Pfaffenhofen betriebenen Ilmtalklinik-GmbH und ihren beiden Krankenhaus-Standorten abgelegt sowie sich damit explizit für den Erhalt der Klinik in Mainburg ausgesprochen. In seinen Weihnachts- und Neujahrs-Grüßen bekräftigte Neumeyer erst vor einigen Wochen: Der Kreis Kelheim stehe geschlossen hinter seinen beiden Krankenhäusern. Die Pfaffenhofener Klinik zählt 220 Betten, das Krankenhaus in Mainburg rund 100.
Aktuell liegt das zweite Konzept für eine Klinik-Generalsanierung in Pfaffenhofen vor. Die ersten Planungen waren eilends gestoppt worden, nachdem ans Licht gekommen war, dass sie – entgegen der allgemein vorherrschenden Meinung – gar nicht den kompletten Krankenhaus-Komplex umfassten, sondern dass manche Gebäude-Teile außen vor gelassen worden waren. Das sorgte für Empörung in der Kreis-Politik, der Aufsichtsrat sah sich düpiert, man legte erst einmal alles auf Eis und ging auf Ursachen-Forschung. Letztlich gab es einen zweiten Planungs-Anlauf. Derzeit findet dem Vernehmen nach die Abstimmung mit den Förderbehörden statt. Unklar ist noch, mit welchen Kosten im Falle der Umsetzung dieser zum Teil grundlegend modifizierten Sanierungs- und Erweiterungs-Pläne zu rechnen ist. Politisch entschieden ist noch nichts – und genau da setzt Schäch nun an.
"Wir können die Zeit noch nutzen", appellierte der frühere Landrat. "Warum nicht ein drittes Konzept?", fragt er mit Blick auf eine Neubau-Variante. Er habe erfahren, dass auch ein Klinik-Neubau gefördert werden könnte. "Jeder Altbau ist und bleibt ein Kompromiss", sagt Schäch und mahnte: Eine solche Generalsanierung würde rund zehn Jahre Belastungen für Patienten und Personal bedeuten. Er warb am Sonntag dafür, die im Raum stehende Generalsanierung nochmals zu überdenken und sich mit einem Neubau zu befassen. Er habe für sich jeweils die Vor- und Nachteile der beiden Möglichkeiten aufgelistet und gegenübergestellt. Sein Fazit: Kaum etwas spreche gegen einen Neubau. Der könnte seiner Meinung nach sogar in unmittelbarer Nähe zur bisherigen Klinik in Pfaffenhofen entstehen. Auf dem aktuell unter anderem als Parkplatz genutzten Areal. Außerdem habe der Landkreis erst kürzlich ein anliegendes Grundstück erworben.
Prof. Andrew Ullmann sprach über das deutsche Gesundheits-System. Im Hintergrund Thomas Stockmaier, der Chef der FDP-Fraktion im Pfaffenhofener Kreistag.
Als Gastredner für den Neujahrs-Empfang hatten die Liberalen den Bundestags-Abgeordneten Andrew Ullmann (FDP) eingeladen, Professor für Infektiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, internistische Onkologie und Infektiologie. Er ist Obmann im Gesundheits-Ausschuss des Bundestags und stellvertretender Vorsitzender des Unterausschusses "Globale Gesundheit". Er kritisierte die falsche Verteilung der Ressourcen im Gesundheits-System und bezeichnete die Maßnahmen von Bundesminister Jens Spahn (CDU) als "mangelhaft".
Ullmann verwies auf Dänemark, wo 50 Prozent der Krankenhäuser umgewidmet worden seien – dafür gebe es Super-Krankenhäuser mit mindestens 1000 Betten. Zugleich sei viel Geld in das Rettungs-System – zum schnellen Transport der Patienten – und in das ambulante System gesteckt worden. In diesem Konzept sehe er auch eine Chance für Deutschland. Ullmann warb dafür, kleinere Krankenhäuser als Krankenhäuser zu schließen und dort stattdessen – als Satelliten – Gesundheits-Zentren für ambulante Versorgung und vielleicht kleinere Operationen zu schaffen. So könne man ohne Mehrkosten auch die ambulante Versorgung in der Fläche verbessern. "Wir haben eine Fehlverteilung", so Ullmann. Das ambulante System werde vernachlässigt. Man müsse anfangen, hier kooperativ zu denken.
Die bisherige Krankenhaus-Finanzierung ist seiner Meinung nach nicht nur unfair, sondern am Ende. Am Personal liege es jedenfalls nicht, dass so viele Kliniken defizitär seien. Die Ilmtalklinik-GmbH steckt bekanntlich seit Jahren in den tiefroten Zahlen. Das Minus aus dem operativen Geschäft haben alljährlich die Landkreise Pfaffenhofen (85 Prozent) und Kelheim (15 Prozent) entsprechend ihrer Gesellschafter-Anteile zu decken: Im vergangenen Jahr waren es um die 4,8 Millionen Euro, heuer wird mit gut vier Millionen Euro gerechnet. "Man versucht, durch finanzielle Erstickung Häuser zu schließen", kritisierte der Ullmann. Auch mit Blick auf Pfaffenhofen benannte er ein Problem so: "Sie investieren nicht in Gesundheit, sondern in Gebäude." Kommunen hätten aber andere Aufgaben.
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